Der Rückgang der Unternehmensinvestitionen in Deutschland wird auf mehrere Faktoren zurückgeführt, darunter hohe Unternehmenssteuern, übermäßige Bürokratie und eine marode Infrastruktur. Wirtschaftswissenschaftler halten diese Gründe für alarmierend, da sie die Fähigkeit des Landes beeinträchtigen, Unternehmensinvestitionen anzuziehen und zu halten. Die Lösung dieser Probleme ist entscheidend für die Wiederbelebung und Stimulierung des Wirtschaftswachstums in Deutschland.
Die Fähigkeit Deutschlands, Unternehmensinvestitionen anzuziehen, hat erheblich nachgelassen, was besorgniserregend ist. Im Jahr 2022 verließen ausländische Direktinvestitionen in Höhe von mehr als 135 Milliarden Euro das Land, während nur 10,5 Milliarden Euro ins Land flossen, so das Deutsche Institut für Wirtschaft in Köln. Diese Diskrepanz zwischen den Investitionen deutscher Unternehmen im Ausland und den Investitionen der Unternehmen im Inland ist nach Angaben der OECD die größte, die jemals verzeichnet wurde.
Laut Christian Rusche, Wirtschaftswissenschaftler am Deutschen Wirtschaftsinstitut (GEI), haben sich die Investitionsbedingungen in Deutschland in letzter Zeit aufgrund der hohen Energiepreise und des zunehmenden Fachkräftemangels verschlechtert. Der GEI-Bericht hob hervor, dass 70 Prozent der Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen in andere europäische Länder gingen, und äußerte sich besorgt über den deutlichen Rückgang der Investitionen aus den europäischen Nachbarländern.
In dem Bericht werden auch mehrere inländische Faktoren genannt, die zu Deutschlands Investitionsproblemen beitragen, darunter hohe Unternehmenssteuern, übermäßige Bürokratie und unzureichende Infrastruktur. Rusche forderte die Regierung in Berlin auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Attraktivität des Landes für Unternehmen zu erhöhen.
„Die Bundesregierung muss unverzüglich Maßnahmen ergreifen, um Deutschland wieder zu einem Top-Standort für ausländische Investitionen zu machen“, betonte Rusche.
Die Daten fallen zeitlich mit der Tatsache zusammen, dass die Vereinigten Staaten durch Initiativen wie den Inflation Reduction Act erhebliche Subventionen anbieten, um Investitionen von Unternehmen aus verschiedenen Sektoren wie Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energien anzuziehen. Die Forscher stellten fest, dass diese Bemühungen den Abfluss von Investitionen aus Deutschland beschleunigt haben.
Darüber hinaus besteht die Sorge, dass Deutschland nur einen minimalen Anteil des 750 Milliarden Euro schweren Konjunkturpakets der EU erhält, das Investitionen in Bereiche wie grüne Energie und Digitalisierung unterstützen soll und in erster Linie auf Volkswirtschaften abzielt, die von der Pandemie stark betroffen sind, wie z. B. Italien.
Auch wenn es in Deutschland einige Ausnahmen von diesem Trend gibt, wie z. B. die Absicht des US-Chipherstellers Intel, in Magdeburg eine Halbleiterfabrik zu errichten, wobei er sich auf Deutschlands außergewöhnliche Talente und Infrastruktur beruft, haben sich die Pläne aufgrund schwieriger Verhandlungen mit der deutschen Regierung verzögert.
Aufgrund der steigenden Energiekosten und der Inflation beantragte Intel weitere 6 Milliarden Euro an Subventionen. Nach Verhandlungen erklärte sich die Berliner Regierung schließlich bereit, insgesamt 10 Mrd. EUR an Subventionen bereitzustellen, was etwa einem Drittel der Investitionen von Intel in das Werk entspricht. Diese Situation verdeutlicht einen wachsenden Trend, bei dem Regierungen Steuergelder einsetzen, um ausländische Direktinvestitionen anzuziehen. Die Vereinbarung stellt die bisher größte ausländische Direktinvestition in Deutschland dar.
In den letzten Monaten erlebte der expansive deutsche Fertigungssektor einen Abschwung, der in erster Linie auf den erheblichen Anstieg der Energiepreise nach Russlands Einmarsch in der Ukraine zurückzuführen ist. Darüber hinaus wurde der Sektor von rückläufigen Aufträgen, einem schleppenden Exportwachstum und einem Rückgang des Marktanteils von Elektroautos beeinträchtigt. Diese Faktoren haben sich allesamt negativ auf das verarbeitende Gewerbe in Deutschland ausgewirkt.